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Am 15.05.1940 geschahen weit voneinander entfernt zwei Dinge, die in der Folge weitreichende
Auswirkungen auf den U-Boot-Krieg hatten: Im deutschen U-Boot-Stützpunkt in Wilhelmshaven machte an diesem
sonnigen Frühlingstag das U-Boot U 37 die Leinen zu seiner 5. Feindfahrt
los. Und in der englischen Hauptstadt verfaßte Winston Churchill, der fünf Tage zuvor Premierminister
von Großbritiannien geworden war, einen Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Franklin D. Roosevelt.
Von dem Einsatz von U 37 erwartete Karl Dönitz, dass er durch diesen Einsatz
das Vertrauen der U-Boot-Männer in die Torpedos wiederherstellen würde. Dönitz schrieb dazu: "Wenn ich
selbst auch glaubte, daß die Besatzungen mit neuem Mut wagen und kämpfen würden, so legte ich doch Wert
darauf, ihnen die Kampffähigkeit der U-Boot-Waffe so schnell wie möglich wieder zu beweisen. Es kam mir also
auf einen erfolgreichen ersten Einsatz an."
Von seinem Brief an Roosevelt erwartete der britische Kriegspremier,
dass er amerikanische Hilfe für England auslösen würde, im Kampf gegen die U-Boote. Churchill schrieb: "Ich
glaube, Sie erkennen, Herr Präsident, dass die Stimme und die Macht der Vereinigten Staaten nichts gelten können,
wenn sie zu lange zurückgehalten werden. Sehr bald schon kann das europäische Festland unterworfen und nazifiziert
sein, und diese Last könnte mehr sein, als wir ertragen. Alles, um was ich Sie jetzt bitte, ist, dass Sie sich zur
nichtkriegführenden Partei erklären, was bedeuten würde dass Sie uns mit Ausnahme von bewaffneten Kräften
jede Hilfe geben können. Der sofortige Bedarf sind 40 oder 50 Ihrer älteren Zerstörer als Leihgabe, um
die Lücke zwischen dem zu schließen, was wir jetzt haben, und den Neubauten, die wir zu Beginn des Krieges in Angriff
genommen haben.
Am Tag darauf schon hielt Churchill Roosevelts Antwort in den Händen. Sie war ausweichend. Aber
noch fehlten alle Anzeichen, dass die deutschen U-Boote tatsächlich eine Bedrohung der britischen Handelsschifffahrt
darstellen konnten. Vielmehr schienen sich die schlimmsten Befürchtungen des Befehlshabers der U-Boote zu verwirklichen.
Kapitänleutnant Victor Oehrn, Kommandant von U 37, funkte einen Bericht über das Ergebnis seines ersten Angriffs
auf ein britisches Handelsschiff unweit von Kap Finisterre an der Westküste Spaniens: Wieder hatten die Torpedos mit
Magnetzündung versagt. Dönitz schrieb: "Diese Nachricht war kein angenehmer Auftakt für seine Unternehmung.
Die Folge davon war, dass ich die Magnetzündung nun endgültig für nicht kriegsbrauchbar hielt. Ich verbot
daher die Anwendung der Magnetzündung völlig. Es wurde nur noch mit Aufschlagzündung geschossen.
Am Nachmittag des 27.05.1940 lauerte U 37 am Westausgang des Ärmelkanals auf Schiffe, die Fracht für England
beförderten. Kommandant Oehrn stand am Periskop, als sich aus dem fernen Dunst eine dunkle Masse herausschälte. Es handelte
sich um den britischen Dampfer "Sheafmead", rund 5.000 BRT groß. Er lief spitz auf U 37 zu. Oehrn beobachtete,
wie der Rumpf immer weiter emporwuchs, er sah die Bugwelle, die das schnell laufende Schiff aufwarf. Auf dem Achterdeck
des Dampfers die Umrisse einer Kanone. Schon in jenen frühen Monaten des Krieges gingen britische Handelsschiffe
bewaffnet auf Fahrt zur Abwehr von Flugzeugangriffen oder von U-Booten, die sich aufgetaucht in vermutlicher Überlegenheit
unvorsichtig einem Dampfer näherten. Oehrn ließ sein Boot in Schußposition drehen. Die Torpedos verließen ihre Rohre und
detonierten am Ziel; mit Aufschlagzündung. Daraufhin tauchte U 37 auf. Oehrn schrieb über den Anblick
des sterbenden Schiffes auf dem blauen Wasser des Atlantik: "Achterschiff ist unter Wasser. Bug steigt höher Die
Rettungsboote sind jetzt zu Wasser. Ein Bild vollkommener Ordnung. Der Bug richtet sich sehr hoch auf. Zwei Mann erscheinen
von irgendwoher im Vorderteil des Schiffes. Sie springen und rennen in großen Sprüngen über das Deck zum Heck.
Das Heck verschwindet. Ein Boot kentert. Dann eine Kesselexplosion. Zwei Mann fliegen mit ausgespreizten Gliedern durch
die Luft. Brechen und Getöse. Dann ist alles vorbei. Ein großer Haufen von Schiffstrümmern schwimmt umher. Die
Mannschaft hat sich auf Schiffstrümmer und Boote gerettet. Ein junger Bursche im Wasser ruft: "Help, help, please"
Die anderen sind alle sehr gefaßt. Sie sehen bedrückt und ziemlich müde aus. Ein Ausdruck kalten Hasses liegt
auf ihren Gesichtern. Es war jener Haß, den wohl alle Seeleute auf Handelsschiffen gegen den Feind empfanden, der
in der Tiefe lauerte, aus der Tiefe tötete und in der Tiefe verschwand."
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Kaptiänleutnant Viktor Oehrn |
Die "Sheafmead" war nur eines von neun Schiffen, die U 37 im Mai
und Juni 1940 versenkte. Am 09.06.1940 machte das Boot wieder in Wilhelmshaven fest. Karl Dönitz schrieb:
"Es hatte in 26 Seetagen über 43.000 BRT in seinem Operationsgebiet versenkt. Der Bann war gebrochen. Die Kampfkraft
der U-Boot-Waffe war wieder erwiesen. Meine Überzeugung hatte nicht getrogen. Es ist sicher verständlich
dass ich dem Kommandanten von U 37 für seine Leistung besonders dankbar war. Auch
er hatte gewußt, wieviel vom Erfolg oder Nichterfolg seiner Unternehmung abhing."
Jetzt schickte Karl Dönitz
alle seine kampffähigen Boote hinaus. Eine kleine Streitmacht nur, insgesamt 22 Boote, von denen jeweils nur immer
ein Drittel, sechs oder sieben, westlich von England im Kampfgebiet stehen konnten. Ein Drittel der Boote war stets auf
dem Rückmarsch, um Brennstoff und Torpedos zu ergänzen, ein Drittel auf dem Anmarsch in den Atlantik. Doch dieser
Marsch kostete viel Zeit, denn die Boote konnten nicht durch den stark verminten Ärmelkanal fahren, sie mußten den langen
Weg durch die Nordsee und weit nördlich um die Britischen Inseln herum nehmen, um in die Seewege zu gelangen, die
vom Atlantik nach den britischen Häfen führen. Doch trotzdem, die kleine Flotte schlug hart zu. Allein im
Juni 1940 versenkten deutsche Boote rund 60 Frachtschiffe mit insgesamt fast 300.000 BRT Schiffsraum, die
dem kriegführenden Mutterland jetzt fehlten.
4.000 Handelsschiffe fuhren zu Anfang des Krieges Fracht für
England. Im Frieden waren jeden Monat rund zwei Millionen Tonnen Güter über See nach England gebracht worden;
Lebensmittel, Rohstoffe, Massengüter und industrielle Güter. Jetzt, im Krieg gegen das Deutsche Reich, brauchte
England noch weit größere Einfuhren: Stahl für Panzer und Geschütze, für Granaten und Schiffe, Aluminium
für Flugzeuge. Und in diesem ersten Jahr des Krieges fuhren noch viele der Frachter für England allein in den Ozeanen:
Sie hatten sich keinem Geleitzug angeschlossen oder anschließen können, oder sie hatten den Konvoi aus irgendeinem
Grund verlassen. Zum Beispiel, weil sie sich auf ihre überlegene Geschwindigkeit verließen oder einfach, weil sie auf ihr Glück vertrauten.
Einzelfahrer aber wurden zumeist sichere Beute der deutschen U-Boote. Einer dieser Einzelfahrer war der 12.000 BRT
große Tanker "Saranac". Am 25.05.1940 kreuzte er den Weg von U 51. Die Torpedos trafen, doch das Schiff sank
nicht. Die Besatzung ging in die Boote und beobachtete, wie U 51 rauschend die Wasseroberfläche durchstieß,
um dann aus naher Entfernung mit der Kanone Löcher in den Rumpf des Schiffes zu schießen, insgesamt 50. Langsam lief
das Schiff voll Wasser, sank tiefer und tiefer und ging dann mit einem plötzlichen Ruck über das Heck in die Tiefe.
Die Erfolge wuchsen stetig. Doch dann schlug der U-Boot-Krieg auf die Deutschen zurück: Am 02.07.1940 entdeckte
Günther Prien, Kommandant von U 47 nordwestlich vor Irland ein großes Schiff, das mit hoher Fahrt nach Westen brauste. Es war die
"Arandora Star", ein ehemaliges Passagierschiff mit etwa 15.000 BRT. Während der Norwegen-Operation hatte die
"Arandora Star" britische Truppen transportiert. U 47 hatte sich auf dieser Feindfahrt bis auf einen einzigen Torpedo
verschossen. Mit diesem letzten Torpedo griff Prien die "Arandora Star" an, und traf das Schiff in der Höhe
des vorderen Schornsteins. Die "Arandora Star" legte sich auf die Seite und versank so schnell, dass nicht einmal mehr
alle Rettungsboote ausgesetzt werden konnten. Wäre sie so zählebig gewesen wie die "Saranac", so wäre
Prien wahrscheinlich zum Kanonenschuß aufgetaucht, und dann hätte sich ihm eine schockierende Tatsache enthüllt:
An Bord des torpedierten Schiffes befanden sich Deutsche und Italiener, die bei Kriegsausbruch in Großbritannien interniert
worden waren und die jetzt nach Kanada gebracht werden sollten. Hunderte von ihnen ertranken, während das Boot
den Schauplatz seiner Attacke verließ. Prien allein hatte auf dieser Feindfahrt acht Schiffe mit zusammen mehr als
50.000 BRT versenkt. Die Erfolgsziffern der deutschen U-Boote stiegen offenbar unaufhaltsam.
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Wieder fährt ein Schiff mit Ladung für England seine letzte Fahrt |
Winston Churchill wiederholte seine Bitte an Präsident Roosevelt um die Überlassung amerikanischer Zerstörer:
"Herr Präsident", schrieb er, "mit allem Respekt muß ich Ihnen mitteilen, dass ... dies eine Sache ist, die sofort
geschehen muß." Die verzweiflungsvolle Dringlichkeit im Ton des Premiers wurzelte auch in der Entwicklung des Krieges
auf dem Kontinent: Das deutsche Heer war dabei, Frankreich zu überrennen, das britische Expeditionskorps mußte
über den Kanal zurückflüchten, die Kapitulation der Franzosen war unabwendbar.
Am 22.06.1940
schlossen Frankreich und das Deutsche Reich einen Waffenstillstandsvertrag. Am gleichen Tag erklärte Großbritannien
die Blockade der Küsten Europas, auf die das Deutsche Reich am 17.08.1940 mit der Erklärung der "totalen Blockade
der Britischen Inseln" antwortete.
Der Sieg über Frankreich hatte die Deutschen außerdem in eine Lage gebracht,
die es ihnen zum ersten Mal in der Geschichte erlaubte, gleichfalls die Blockade des Feindes zu planen und vielleicht
sogar durchzusetzen. Die Wehrmacht herrschte jetzt über die Küsten des europäischen Festlandes vom Nordkap
bis zu den Pyrenäen, von der russischen Grenze am Eismeer bis zur spanischen Grenze am Golf von Biskaya. Die
seestrategische Lage der Kriegsmarine und insbesondere der U-Boot-Waffe war von Grund auf geändert, der direkte
Zugang zum Atlantik geöffnet. Die U-Boote mußten bei dem Marsch in ihr Operationsgebiet nicht mehr den langen Weg
durch das Meer zwischen Großbritannien und Island nehmen.
Der Mann an der Spitze der deutschen U-Boot-Waffe verschenkte
keine Zeit. Der Waffenstillstand zwischen Deutschen und Franzosen war noch nicht geschlossen, da durchstreiften Offiziere
des Befehlshabers der U-Boote schon die Häfen an der französischen Atlantikküste, um sie auf ihre Brauchbarkeit
als U-Boot-Stützpunkte zu untersuchen, da ließ Karl Dönitz schon in Wilhelmshaven einen Eisenbahnzug zusammenstellen,
der Torpedos, Material und U-Boot-Facharbeiter am Tag nach dem Waffenstillstand an die französische Westküste
beförderte.
Am 02.07.1940 wurde das erste deutsche U-Boot im französischen Hafen Lorient mit Brennstoff
und Torpedos für eine neue Feindfahrt ausgerüstet, vier Wochen später war in Lorient eine Reparaturwerft
für U-Boote voll einsatzbereit entstanden. Karl Dönitz folgte mit einer Befehlsstelle seinen Booten:
"Es kam mir darauf an, meine enge Fühlung mit den U-Boot-Besatzungen, vor allem den Kommandanten, zu behalten,
was durch große räumliche Trennung erschwert worden wäre. Ich war der Ansicht, dass ich nach vorn an die
U-Boot-Front gehörte." Der Admiral war näher an der Front, seine Boote näher am Feind. Dönitz
bemerkte über die Vorteile der Stützpunkte am Atlantik: "Jetzt wurde etwa eine Woche Marsch pro Unternehmung
eingespart. Daher standen die U-Boote jetzt eine längere Zeitspanne ihrer Feindfahrt im Kampfgebiet selbst. Hierdurch
erhöhte sich auch die Gesamtzahl der am Feind befindlichen U-Boote."
Die Bedrohung der britischen Versorgung
hatte eine lebensgefährliche Dimension erreicht. Winston Churchill schrieb später über die Gefühle,
die ihn zu dieser Zeit beherrschten: "Die einzige Sache, die mir während des Krieges jemals wirklich Furcht einflößte,
war die U-Boot-Gefahr. Selbst vor der Luftschlacht um England dachte ich, dass eine Invasion fehlschlagen würde.
Nach dem Sieg in jener Schlacht wäre sie ein aussichtsreicher Kampf für uns gewesen. Wir konnten diesen schrecklichen
Feind unter für uns günstigen und, wie er hoffentlich einsah, für ihn schlechten Umständen ertränken
und vernichten. Es wäre die Art des Kampfes gewesen, mit der man bei den grausamen Bedingungen des Krieges zufrieden
sein sollte. Aber nun waren unsere Lebenslinien selbst in der Weite der Ozeane und besonders auf den Zufahrtswegen zu
unserer Insel durch U-Boote gefährdet."
Kein Zweifel, Großbritannien kämpfte mit dem Rücken zur
Wand. Es stand allein gegen das Deutsche Reich und Italien, das am 10.06.1940 in den Krieg eingetreten war. Englands
Alliierte aber waren allesamt geschlagen. Im Seegebiet westlich der Britischen Inseln versenkten die deutschen U-Boote
jetzt jeden Tag etwa zwei Schiffe, stiegen die Detonationssäulen der Torpedos gegen den Himmel, verbrannten in
lodernden Fackeln Tanker voll Öl und Benzin, barsten Frachter mit Stahl, Dampfer mit Nahrungsmitteln.
Das U-Boot U 99, kommandiert von Kapitänleutnant Otto Kretschmer, dem späteren "Tonnagekönig" der
deutschen U-Boot-Waffe, versenkte auf einer einzigen Feindfahrt Schiffe mit nahezu 60.000 BRT.
Den U-Booten kam ein
Umstand zugute, der gleichfalls eine Folge des Sieges über Frankreich war, denn jetzt lag der südwestliche Eingang
des Kanals im Einsatzbereich der deutschen Luftwaffe und aus Frankreichs Häfen konnten Schnellboote gegen britische
Schiffe vorstoßen und sich rasch wieder zurückziehen. Die Briten waren gezwungen, alle ihre Geleitzüge durch
das Seegebiet zwischen Nordengland und Nordirland zu leiten, den sogenannten Nordkanal. Dort massierte sich jetzt natürlich auch Britanniens
gewaltige Frachterflotte und dort fanden die U-Boote ihre Beute.
Die Briten vermochten in jenen Tagen nur wenig gegen die
U-Boote auszurichten: Sie hatten einfach nicht genug Begleitschiffe. Und nur wenige der Kriegsschiffe der damals stärksten
Seemacht der Erde konnten zum Schutz der Frachter und der Geleitzüge eingesetzt werden, denn die Masse der Zerstörer,
Korvetten und der Kreuzer wurde ja zur Abwehr einer Gefahr gebraucht, die England weit stärker und unmittelbarer
noch zu bedrohen schien als die U-Boote, die Invasion der deutschen Wehrmacht in Großbritannien. Der deutsche Feind stand
jetzt, in diesen Sommermonaten des Jahres 1940, mit gewaltigen Land- und Luftstreitkräften an der Südküste
des Ärmelkanals, nur wenige Seemeilen entfernt, in Sichtweite. Britische Aufklärungsflugzeuge hatten festgestellt,
dass sich in den Kanalhäfen Frankreichs, Belgiens und der Niederlande immer mehr Binnenschiffe sammelten, offensichtlich
bestimmt für den Transport von Soldaten und Kriegsmaterial über den England schützenden Ärmelkanal
hinweg. Die Briten konnten in jenen Monaten nicht wissen, dass die Deutschen nur halbherzige Maßnahmen für eine
Invasion Englands trafen; sie konnten vor allem nicht wissen, dass Hitler sich in jener Zeit schon der Vorbereitung des
Überfalls auf die Sowjetunion zugewendet hatte, dass ihm das "Unternehmen Barbarossa" weit wichtiger erschien als
das "Unternehmen Seelöwe": Wenn Rußland geschlagen war, würde England ohnehin klein beigeben müssen.
Den Briten erschien die Invasion als eine durchaus reale, dicht bevorstehende Gefahr. So konzentrierte die britische
Admiralität ihre Kriegsschiffe in den Seeräumen, in denen die Landung der Deutschen wahrscheinlich war: An
der Ostküste und an der Südküste der Insel. Zwangsläufig mußten die Briten jene Seeräume von
Schutz entblößen, in denen eine Landung deutscher Truppen nicht zu erwarten war: Den Nordwesten, also genau jenen
Raum, durch den die Frachterströme nach England gelangten. Ebensowenig konnte die Admiralität in London den
Geleitzügen draußen auf dem Atlantik den Schutz geben, den sie brauchten.
Es war die Zeit, die später,
etwas makaber, die "glückliche" oder die "goldene Zeit" der U-Boote heißen würde. Allein im Juli 1940 versenkten
die U-Boote Schiffe mit rund 200.000 BRT. Und das Schlimmste stand den Briten erst noch bevor: Die deutschen U-Boote
setzten zur großen Offensive an.
Der Seestratege Dönitz glaubte nicht daran, dass es gelingen würde,
eine deutsche Streitmacht in England zu landen und sie eine lange Kampfzeit hindurch über See zu versorgen. Er
schrieb: "Um England friedensbereit zu machen, blieb so nur der Kampf gegen seine Seeverbindungen. Damit wurde England
direkt getroffen. Von ihnen hing das Leben der englischen Nation unmittelbar ab. Auf sie war die gesamte englische Kriegführung
unmittelbar und weitgehend angewiesen. Auf ihre ernsthafte Bedrohung mußte die englische Politik unbedingt reagieren."
Aus einem Schriftwechsel, der Anfang 1940 in der Seekriegsleitung geführt wurde, geht hervor, mit welcher Unbeirrbarkeit
Karl Dönitz seine Strategie verfolgte. Damals war vorgeschlagen worden, die U-Boote nicht konzentriert anzusetzen,
sondern hier und da angreifen zu lassen, um das britische Geleitsystem durcheinanderzubringen. Dönitz hatte geantwortet:
"Mit Manövriertaktik wird kein Krieg gewonnen. Im Krieg muß man totschlagen! Sink and burn! Versenken und verbrennen!"
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